Aristokratie – früher auch Bestherrschaft – bezeichnet in der Politikwissenschaft die Herrschaft einer kleinen Gruppe besonders befähigter Individuen, wobei die Art der Befähigung nicht näher bestimmt ist. Die ursprüngliche Wortbedeutung ist „Herrschaft der Besten“ (gr. ἀριστοκρατία, aus ἄριστος: Bester und κρατεῖν: herrschen, im gleichen Sinne lat., wie etwa bei Cicero, civitas optimatum, zu Optimat[en] und Optimatenherrschaft). In der Praxis wurde die Eigenschaft, zu „den Besten“ zu gehören, in aller Regel mit der Zugehörigkeit zu einer adligen Oberschicht gleichgesetzt, weshalb man unter Aristokratie meist die Herrschaft des Adels versteht. In den Geschichtswissenschaften wird der Begriff Aristokratie auch synonym zu Adel als der Gesamtheit aller Adligen in einem bestimmten geografischen Bereich verwendet.
Es existierten jedoch auch bürgerlich-aristokratische Systeme der Patrizier in Städten ( Städtearistokratie) oder klerikalistische Priesteraristokratien. Im übertragenen Sinne werden die Begriffe Arbeiteraristokratie und Geldaristokratie verwendet.
Das Wort Aristokratie gelangte über das spätlateinische aristocratia erst im 16. Jahrhundert in die deutsche Sprache, wo es in staatstheoretischen Schriften verwendet wurde. Seit dem 17. Jahrhundert wird damit auch die Gesamtheit des Adels bezeichnet. Seitdem kann das davon abgeleitete Adjektiv aristokratisch neben „die Aristokratie betreffend“, auch „vornehm“ oder „edel“ in Bezug auf Gesinnung und Wesen bedeuten.
Aristokratie bedeutet demnach:
Die Aristokratie bei Platon (427–347 v. Chr.) ist die am Gemeinwohl orientierte idealtypische Herrschaft der Besten. Diese Idee wurde zunächst von seinem Schüler Aristoteles (384–324 v. Chr.) und später vom griechischen Historiker Polybios (um 200 v. Chr. bis etwa 118 v. Chr.) weiterentwickelt. Sie fällt wie die Oligarchie unter die Herrschaft der wenigen, wobei die Oligarchie als eine am Eigennutz ausgerichtete Herrschaftsform definiert ist.
Grundsätzlich bestand in der antiken Staatstheorie die Idee, dass jede am Gemeinwohl orientierte Herrschaftsform (Monarchie bzw. Basileia, Aristokratie, Politie bzw. Demokratie) ein entartetes, nur an den Interessen der Herrschenden orientiertes Gegenstück hat (Tyrannis, Oligarchie, Demokratie bzw. Ochlokratie). Dieser Verfassungskreislauf ist aus der Beobachtung und Analyse der Politik antiker griechischer Stadtstaaten abstrahiert. Empirisch haben die Autoren dagegen vor allem Mischformen gefunden.
Anzahl der Herrscher |
Gemeinwohl | Eigennutz |
Einer | Monarchie | Tyrannis |
Einige | Aristokratie | Oligarchie |
Alle | Demokratie | Ochlokratie |
Aus der Erkenntnis heraus, dass diese sechs Grundformen der Verfassungen notwendigerweise instabil sind, hat vor allem Polybios die Idee des Verfassungskreislaufs entwickelt, die diese Herrschaftsformen zueinander in Beziehung setzt. Fast alle heute in Europa anzutreffenden demokratischen Regierungsformen basieren auf landesspezifischen aristokratischen Vorläufermodellen, bei denen Adel, wohlhabendes Bürgertum oder Kirchenvertreter ein Mitbestimmungsrecht bei der Steuererhebung, Fragen der Gewaltenteilung oder Herrscherwahl hatten. Der Übergang von aristokratischen zu demokratischen Regierungsformen vollzog sich meist in der Form, dass zunächst allen Bürgern ein Wahlrecht zugestanden wurde, später dann Unterschiede in der Stimmengewichtung (Zensuswahlrecht), oder Ausschlüsse von Bürgerrechten für einzelne Bevölkerungsgruppen ( Sklaven, Frauen, Angehörige ethnischer, sprachlicher oder religiöser Minoritäten) aufgehoben wurden.